Corona-Datenspende: RKI-App erschwert Datenschutz-AnalyseDie Corona-Datenspende-App des RKI sammelt Gesundheitsdaten per Fitness-Tracker. Da die Software leider nicht quelloffen ist, sind die Datenflüsse nicht ersichtlich. Eine Analyse des Datensendeverhaltens kann zu einer Einschätzung der Datenschutzfreundlichkeit beitragen. Dazu ist es oftmals notwendig Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen, um den Datenstrom einer App mitlesen zu können. Das ist auch bei der App des RKI […]
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#^Corona-Datenspende: RKI-App erschwert Datenschutz-AnalyseDie
Corona-Datenspende-App des RKI sammelt Gesundheitsdaten per Fitness-Tracker. Da die Software leider nicht quelloffen ist, sind die Datenflüsse nicht ersichtlich. Eine Analyse des Datensendeverhaltens kann zu einer Einschätzung der Datenschutzfreundlichkeit beitragen. Dazu ist es oftmals notwendig Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen, um den Datenstrom einer App mitlesen zu können. Das ist auch bei der App des RKI der Fall. Diese setzt auf
Certificate-Pinning – und in einem ersten Versuch ist es mir leider nicht gelungen die Inhaltsdaten mitzulesen, die die App austauscht. Innerhalb der App ist offenbar ein öffentliches (Client)-Zertifikat hinterlegt, mit dem ein
Man-in-the-Middle-Angriffe verhindert wird. Es nennt sich
thrye_prod.cer
und ist ausgestellt auf die Domain *.und-gesund.de. Einem Unternehmen in Berlin, der mHealth Pioneers GmbH. Das Zertifikat selbst ist von DigiCert Inc. signiert und hat eine Schlüssellänge von 2048 Bit.
Innerhalb des Codes wird dieses Zertifikat als Teil eines Objekts eingebunden:
Certificate generateCertificate = CertificateFactory.getInstance(a(55795, 250, 5).intern()).generateCertificate(this.f991a.getAssets().open("thryve_prod.cer"));
Und dann auch abgefragt. Mit dem
Frida-Framework könnte man sich jetzt vermutlich ein Injection-Skript basteln, das das Cert-Pinning aushebelt. Die mir bekannten Methoden funktionieren nämlich nicht.
Es ist halt eine Frage des Aufwands das Cert-Pinning bei der Corona-Datenspende-App zu umgehen. Sinnvoller wäre es gewesen, wenn solch eine App gleich von Beginn an als Open-Source veröffentlicht wird. So muss man im Dunkeln stochern und letztendlich dem Hersteller bzw. Herausgeber der App vertrauen.
Immerhin ergab eine lokale Code-Analyse, dass keine Tracker innerhalb der App intergriert sind. Das hat ebenfalls das Tool
ClassyShark3xodus bestätigt.
Wohin sich die App verbindet (Domains) kann man dennoch feststellen:
- Nach Eingabe Postleitzahl: datenspende.und-gesund.de
- Während der Nutzung: corona-datenspende.de
- Verknüpfung mit Fitbit-Wearable: accounts.fitbit.com, fitbit.com,
assets.fitbit.com - Verknüpfung mit Garmin-Wearable: connect.garmin.com,
static.garmin.com, sso.garmin.com, static.garmincdn.com,
ajax.cloudflare.com - Verknüpfung mit Polar-Wearable: flow.polar.com, flow.cdn.polar.com,
fonts.googleapis.com, gstatic.com - Verknüpfung mit Withings-Wearable: account.withings.com,
fonts.googleapis.com, google-analytics.com, google.com - Verknüpfung mit GoogleFit-Wearable: accounts.google.com,
ssl.gstatic.com, fonts.gstatic.com, fonts.googleapis.com,
apis.google.com
Ob es sinnvoll ist die Fitness-Daten zu erfassen, um eine potenzielle Erkrankung an COVID-19 festzustellen? Das vermag ich nicht zu beurteilen, das können andere sicherlich besser. Persönlich halte ich es allerdings für fragwürdig hierbei auf Wearables / Smartwatches zu setzen – diese sind nicht gerade für ihre Datenschutzfreundlichkeit bekannt.
Eher im Gegenteil:
Smartwatches fragen beim Einrichten eines NutzerÂkontos und bei der KoppÂlung mit dem Smartphone persönliche Angaben ab – oft auch solche, die für die reine FunkÂtion unnötig sind. Sechs Anbieter im Test räumen sich das Recht ein, diese Daten an Dritte weiterzugeben.
Zieht man zur Bewertung der App die »
10 Prüfsteine für die Beurteilung von „Contact Tracing“-Apps« des CCC heran, macht die App keine gute Figur bzw. bei manchen Punkten lässt sich überhaupt keine Aussage treffen.
Um es kurz zu machen: Datenschutzsensible Nutzer können die App eigentlich gar nicht nutzen, da sie vermutlich kein Wearable / Smartwatch besitzen. Und wenn, dann vermutlich eine
datenschutzfreundliche Variante, die hier nicht unterstützt wird.
P.S.: Wer eine Idee für eine Frida-Code-Injection hat, der möge mich
kontaktieren.
Mitmachen:
Hilf mit die Spendenziele zu erreichen! Das Framing "Datenspende" finde ich an der Stelle recht interessant... Datenspende ohne ausreichenden Datenschutz? Klingt für mich wie Blutspenden ohne Bemühungen, das im Körper verbleibende Blut sauber zu halten (oder auch nur im Körper des Spenders zu belassen).
Klingt also nach mangelnder Hygiene.
Und das vom RKI, das uns allen erklärt, wie man richtig Hände waschen sollte...? *hüstl*